Sonntag, 29. April 2012

Neuere Studien zum Wechselmodell (Doppelresidenzmodell)

"... In drei weiteren – mit qualitativen Methoden durchgeführten – Teilstudien (im Rahmen von Diplomarbeiten) wurden anschließend halbstrukturierte Interviews mit Betroffenen, nach Familienmitgliedern getrennt, geführt. Die Analyse der Aussagen aus den Interviews mit insgesamt 14 Kindern aus 10 Familien zeigt eine relativ hohe Zufriedenheit der Kinder mit dem von ihnen praktizierten DRM (Sonja Luftensteiner, 2010). Die Kinder erleben eine enge Beziehung zu beiden Elternteilen und fühlen sich insgesamt relativ wenig belastet – am ehesten noch durch den logistischen Aufwand beim Wechseln der Wohnorte.

Dennoch empfinden die meisten Kinder die Doppelresidenz insgesamt als Normalität, die sie nicht missen möchten. Mütter und Väter wurden (getrennt) zu relevanten Aspekten des Lebens vor der Trennung, zur Trennung selbst, zur Gestaltung und zu rechtlichen Rahmenbedingungen des DRMs, zu Motiven für die Umsetzung des DRMs, zu familiären Beziehungen, zur Zufriedenheit mit dem DRM sowie zu Empfehlungen für andere Eltern befragt und ihre Antworten untereinander sowie mit den Aussagen der Kinder verglichen und in Beziehung gebracht.

Aus Sicht der Väter ergeben sich überwiegend positive Auswirkungen des DRMs, speziell die Beziehung zu ihrem Kind bzw. ihren Kindern betreffend (Magdalena Kollmitzer, 2010). Die interviewten Väter zeichnen sich durch überdurchschnittlich hohen sozioökonomischen Status, hohe Involviertheit in die Kindererziehung vor der Trennung sowie Kindzentriertheit nach der Trennung aus und sind auffallend oft in Sozialberufen tätig. Auch Mütter erleben das DRM aus ihrer Perspektive überwiegend positiv (Barbara Cerny, 2011). Für die Mütter liegt der wichtigste Vorteil dieses Modells in dem Gewinn an Freizeit und der damit verbundenen Entlastung, was in Verbindung mit den Aussagen der Väter für eine potenzielle „Win-win“-Situation für beide Elternteile spricht. Nachteile werden von den Müttern kaum genannt.

... bleibt festzuhalten, dass es sich zumindest aus den Erfahrungen der befragten Kinder, Mütter und Väter heraus beim DRM um eine Option handelt, die in der Praxis von allen Beteiligten als durchaus funktional, vorteilhaft und zufriedenstellend erlebt werden kann. Insofern, und in Anbetracht der keineswegs generell ablehnenden Haltung in der Bevölkerung gegenüber alternativen Obsorgemodellen, wäre eine klare gesetzliche Verankerung dieser Variante als eine zusätzliche Option nach einer Scheidung mit involvierten Kindern – in Anlehnung an international bereits etablierte Modelle – durchaus vertretbar, die auch der Nachfrage und offenbar den Bedürfnissen von zunehmend mehr (wenn auch noch lange nicht der Mehrheit der) Betroffenen aus Scheidungsfamilien gerecht würde. ..."

Mehr lesen: http://www.oif.ac.at/service/zeitschrift_beziehungsweise/detail/?S=kontrast%3F&tx_ttnews[tt_news]=2401&cHash=8f63bb8795c8c4ade7e21f55b033fa06

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